ROSE BACKROAD AL+ erster Testbericht
Anders, aber nicht neu. Das 2023 ROSE BACKROAD AL+ basiert offensichtlich auf dem beliebten Aluminium-Gravelbike der deutschen Marke, hat jedoch einige Änderungen erfahren. Der größte Unterschied ist der MAHLE X35 Nabenmotor. Aber was hat sich sonst noch geändert, wie fährt sich das Fahrrad und warum ist es so erschwinglich?
Derzeit ist die Gravel-Community in Rennfahrer, Abenteurer und Langstreckenfahrer unterteilt. Dementsprechend bringen Marken für diese Einsatzbereiche unterschiedliche Gravelbikes auf den Markt. Auch in Sachen E-Gravelbikes ist viel Bewegung in die Portfolios der Marken gekommen. Mit dem Einstieg in spezielle Gravel-Bike-Kategorien hält sich ROSE jedoch zurück und bietet lediglich ein Carbon-, ein Aluminium- und ein E-Gravel-Bike an. Dass sich ROSE in Sachen Gravelbikes auskennt, beweisen das BACKROAD und das BACKROAD AL. Auch ROSE hat mit dem ROSE BACKROAD+ bewiesen, dass sie sich mit E-Gravelbikes auskennen. Was fehlte, war ein Einsteiger-E-Gravelbike aus Aluminium. Das neue ROSE BACKROAD AL+ schließt die Lücke und soll sich nahtlos in das ROSE Gravelbike-Sortiment einfügen. Apropos: Auch der MAHLE X35 Nabenmotor integriert sich nahtlos in das BACKROAD AL+ und verleiht dem Gravelbike so Flügel. Oder ist der Elektromotor eher hinderlich als hilfreich?
Im ROSE-Portfolio sind die Modelle mit dem Zusatz PLUS oder + mit einem Elektromotor ausgestattet. Somit entspricht das BACKROAD AL plus dem MAHLE X35 Nabenmotor dem ROSE BACKROAD AL+. Abgesehen vom Motor und einigen kleinen Details sehen sich das analoge BACKROAD AL und das elektrische BACKROAD AL+ sehr ähnlich. Beide haben sehr gepflegte Aluminiumrahmen mit abgeschliffenen und geglätteten Schweißnähten, gepaart mit einer Carbongabel. Die Designsprache beider Fahrräder ist durch die eckigen und überdimensionierten Rohre geprägt, was zu einer robusten und bulligen, aber dennoch harmonischen Optik führt. Die Geländetauglichkeit des Bikes wird an Details wie dem Unterrohrschutz und der Kettenführung deutlich. Zahlreiche Ösen und Noppen – allein sechs an der Gabel – machen sowohl das analoge als auch das elektrische ROSE BACKROAD AL vielseitig genug für Pendler und Bikepacking und ermöglichen die Montage von Schutzblechen, Fahrradkäfigen und Ähnlichem. Eine weitere Gemeinsamkeit und sicherlich einer der auffälligsten Aspekte der ROSE BACKROAD AL-Familie ist der erschwingliche und sehr wettbewerbsfähige Preis. Je nach Ausstattung gibt es das analoge Bike ab 1.999 €, das neue elektrische ROSE BACKROAD AL+ schon ab 3.399 €.
Trotz der vielen Gemeinsamkeiten zwischen analoger und elektrischer Variante gibt es beim ROSE BACKROAD AL+ ein paar Unterschiede: An erster Stelle steht natürlich der MAHLE X35-Nabenmotor. Der integrierte 250-Wh-Akku führt zu einem etwas dickeren Unterrohr, was allerdings nur beim direkten Vergleich der Gravelbikes auffällt. Auch das Tretlager wurde spürbar verstärkt. Darüber hinaus ist der ROSE BACKROAD AL+ in zwei völlig unterschiedlichen Farben erhältlich: dem dezenten Sandy Taco, einer der Signature-Farben von ROSE, wie er auch beim ROSE BONERO zu finden ist, und einem wilden Seafoam Green. Anstelle der Befestigungspunkte am Oberrohr des E-Gravelbikes befindet sich ein farblich abgesetzter Knopf zur Steuerung des Motors. Sie werden auch die extern verlegten Kabel an der Kettenstrebe bemerken, die den Akku mit dem Motor verbinden. Es sind nur zwei Builds verfügbar, statt zehn wie bei der analogen Version. Wir würden uns wünschen, dass ROSE mindestens eine Variante mit elektronischer Schaltung hinzufügt. Schließlich gibt es natürlich einen großen Unterschied im Gewicht. Bei einem Gewicht von 13,6 kg wiegt das ROSE BACKROAD AL+ fast genau 4 kg mehr.
Generell gibt es bei Elektromotoren für Gravelbikes zwei Möglichkeiten: einen Nabenmotor oder einen Mittelmotor. ROSE setzt beim BACKROAD+ aus Carbon auf den Mittelmotor Shimano EP8. Das neue ROSE BACKROAD AL+ ist hingegen mit dem MAHLE X35 Nabenmotor ausgestattet. ROSE verwendet den gleichen Motor im SNEAK PLUS, ihrem Stadtpendler. Genau wie wir fragen Sie sich vielleicht, warum das neue BACKROAD AL+ nicht den gleichen leistungsstarken Mittelmotor wie sein Carbon-Pendant oder den neueren und leichteren MAHLE X20-Nabenmotor hat – wie beim 2023 ROSE REVEAL PLUS. Es könnte sein, dass dieser Ansatz es ROSE ermöglicht hat, neben dem BACKROAD+ ein ganz anderes E-Gravelbike in sein Sortiment aufzunehmen. Der MAHLE X35-Nabenmotor macht das BACKROAD AL+ im Vergleich zu einem Mittelmotor sowohl günstiger als auch leichter. Die Testgröße 53 wiegt gerade einmal 13,6 kg, das sind satte 1,3 kg weniger als der BACKROAD+. Der Preisunterschied zwischen den beiden Einstiegsmodellen aus Aluminium und Carbon beträgt satte 1.200 €. Zweifellos wird auch die Tatsache eine Rolle gespielt haben, dass es einfacher ist, einen Nabenmotor in eine bestehende Rahmenplattform zu integrieren. Der MAHLE X35-Nabenmotor erfordert deutlich weniger Änderungen am Rahmen als ein Mittelmotor, wie unter anderem ein komplett neu gestaltetes Tretlager.
Soviel zum Warum, kommen wir nun zur Frage, wozu das Herz des 2023 ROSE BACKROAD AL+ fähig ist. Der Nabenmotor hat ein maximales Drehmoment von 40 Nm und wird von einem 250-Wh-Akku angetrieben. Es gibt einen optionalen Range Extender, der am Flaschenhalter befestigt wird und die Kapazität um 208 Wh erhöht, sodass sich die Gesamtkapazität auf 458 Wh erhöht. Sie können den Motor über die iWoc ONE-Taste im Oberrohr zusammen mit der My SmartBike-Smartphone-App steuern. Letzterer lässt sich per Bluetooth mit dem E-Gravelbike verbinden und bietet Zugriff auf alle wichtigen Daten, darunter Akkustand, Gesamtkilometerstand, Unterstützungsmodi und Nutzungshäufigkeit. Kompatible GPS-Fahrradcomputer können auch über ANT+ verbunden werden. Für den zusätzlichen Boost stehen vier Unterstützungsmodi zur Auswahl: Weiß bedeutet keine Unterstützung, während Grün, Orange und Rot geringe, mittlere bzw. maximale Unterstützung bedeuten. Der Akkustand wird auch über den farbigen LED-Ring um die Taste angezeigt (weiß > 75 %, grün 75 bis 50 %, orange 50 bis 25 %, rot < 25 %, rot blinkend < 10 %). Als Reichweite gibt MAHLE etwa 100 km an, dies dient allerdings nur als grober Richtwert und hängt von unzähligen realen Variablen ab, etwa der Höhenlage, dem Systemgewicht und der gefahrenen Distanz oberhalb der 25 km/h-E-Bike-Unterstützungsschwelle. Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass die maximale Reichweite deutlich geringer ist.
Das Line-Up des ROSE BACKROAD AL+ 2023 umfasst lediglich zwei verschiedene Builds: das BACKROAD AL+ GRX RX810 1×11 für 3.499 € und das BACKROAD AL+ Apex 1×12 für 3.399 €. Bei den restlichen Komponenten hat sich ROSE im Datenblatt am Carbon BACKROAD+ orientiert. Du erhältst die hauseigenen ROSE G-Thirty PLUS Laufräder mit satten 25 mm Maulweite. Diese sind mit den griffigen 44-mm-Raddler-Reifen von WTB ausgestattet. Der Lenker und die Sattelstütze werden von ROSEs bewährter Ritchey-Kombination aus einem VentureMax Comp-Gravel-Lenker und einer Ritchey Comp 2-Bolt-Sattelstütze mit einer Länge von 350 mm und einem Durchmesser von 27,2 mm geliefert.
3.499 €
MotorGUTE X3540 NmBatterieGUT X 35250 WhSattelstützeRitchey 2B WTD 350 mm27,2 mmBremsenSHIMANO GRX RX810180/160 mmAntriebsstrangSHIMANO GRX8101x11StengelROSE ALR90 mmLenkerRitchey Venture Max Com420 mmRadsatzROSE G THIRTY PLUS 25 mm IMWReifenWTB Raddler TCS700 x 44 °CKurbelnShimano FC-RX81040 TKassetteShimano CS-M700011–42T
Größe505356 59 61Gewicht13,6 kg
niedriger Preis, gut ausgestattet, der Motor ist gut versteckt
Wenig überraschend gibt es keinen großen Unterschied zwischen der Geometrie des 2023 ROSE BACKROAD AL+ und dem ursprünglichen BACKROAD AL, auf dem es basiert. Allerdings hat ROSE es auf fünf statt neun Rahmengrößen beschränkt und den Radstand vergrößert. Ansonsten erhalten Sie das gleiche hohe Cockpit, die gleiche entspannte Sitzposition und die gleiche stabile Geometrie.
Bevor man ein E-Bike fährt, möchte man es aufladen, was beim ROSE BACKROAD AL+ nicht unbedingt einfach ist. Die Position des Ladeanschlusses macht das Einstecken des Kabels etwas unhandlich. Auch das Ausrichten des Steckers am Steckplatz erfordert etwas Übung. Glücklicherweise ist die Verbindung des MAHLE X35-Systems mit Ihrem Smartphone viel einfacher. Die Anpassung der Sattelhöhe ist dank der formschön integrierten Sattelstützenklemme an der Seite des Rahmens ebenso einfach, wenngleich optisch etwas aufdringlich. Das Design sollte die Funktion verbergen. Sobald Sie das Fahrrad betreten und losrollen, fällt Ihnen sofort die sehr aufrechte Sitzposition auf. Durch die vielen Distanzstücke unter dem Vorbau fühlt es sich eher wie ein Tourenrad als wie ein Gravel-Shredder an. Was uns auf den ersten Kilometern auch auffiel, ist die hohe Laufruhe des Bikes. Das liegt neben der Geometrie an den breiten Reifen und dem Mehrgewicht von Akku und Motor. Dadurch ist das Fahrverhalten insgesamt sehr stabil und fühlt sich auch bei schnellen Abfahrten nie nervös an. In puncto Compliance ist der ROSE BACKROAD AL+ eher ein Mittelfeld-Konkurrent. Obwohl es einige Stöße absorbiert und abmildert, ist es nicht das komfortabelste Fahrrad, das wir je gefahren sind. Was bei längeren Fahrten allerdings unangenehm werden kann, ist das Gewicht, das auf den Händen lastet. Sowohl die Oberkante des Lenkers als auch das Lenkerband sind recht dünn, wodurch besonders im Gelände Druckstellen auf den Handflächen entstehen.
Tuning-Tipp:Für mehr Komfort montieren Sie einen Lenker mit größerem Durchmesser und dickerem Lenkerband.
Und im Gelände fühlt sich das ROSE BACKROAD AL+ am wohlsten – abseits befestigter Straßen. Die WTB Raddler-Reifen sorgen für jede Menge Grip auf Schotter und Waldlehm und mit einem Gewicht von 13,6 kg schiebt sich das Rad durch jede Kiespfütze. Beim Treten in die Pedale reagiert das E-Gravelbike willig, sein Gewicht lässt sich jedoch nicht leugnen. Bei ausgeschalteter Unterstützung auf Geraden und Abfahrten merkt man allerdings kaum, dass man ein E-Bike fährt. Erst bei längeren und steileren Anstiegen macht sich das Mehrgewicht von Akku und Motor bemerkbar. Die erste Supportstufe bietet wirklich nur minimale Unterstützung. Es reicht aus, um auf langen Fahrten für eine kleine Entlastung zu sorgen. Deutlich deutlicher fällt es im zweiten Modus auf: Der Motor entlastet ordentlich und unterstützt bergauf ausreichend. Der dritte und höchste Unterstützungsmodus bringt den BACKROAD AL+ nach vorne. Damit können Sie problemlos Steigungen von 13 % und mehr bewältigen, wobei ein moderates Eingreifen des Fahrers erforderlich ist. Allerdings ist der höchste Unterstützungsmodus auch der lauteste. Die Abschaltung bei über 25 km/h und die Zuschaltung des Motors reicht je nach Unterstützungsmodus von sanft bis direkt. Die Auswahl des Unterstützungsmodus per Knopf am Oberrohr erfordert etwas Übung. Um von der Batterieanzeige in den Unterstützungsmodus zu wechseln, müssen Sie den Knopf einmal drücken. Der Wechsel des Unterstützungsmodus erfordert einen zweiten Tastendruck. Sie müssen jedes Level durchlaufen. Um von Level 2 zu Level 1 zu gelangen, müssen Sie den Knopf viermal drücken.
Natürlich ist das ROSE BACKROAD AL+ zu diesem Preis und mit diesen Komponenten ideal für alle, die ein günstiges E-Gravelbike mit einem tollen Preis-Leistungs-Verhältnis suchen. Dies macht es auch zum perfekten Kandidaten für diejenigen, die herausfinden möchten, ob E-Gravel-Fahren das Richtige für sie ist. Da sich das Rad in vielen Situationen auch ohne Motorunterstützung gut fährt, ist das ROSE BACKROAD AL+ auch für Fahrer geeignet, die den Motor ab und zu abschalten möchten. Darüber hinaus machen die zahlreichen Befestigungspunkte und die robuste Bauweise es zu einer interessanten Option für Pendler, die lieber ein gutmütiges E-Gravelbike als eine aggressive Rennmaschine bevorzugen.
Der kleine, leichte und dennoch effektive MAHLE X35-Nabenmotor macht beim ROSE BACKROAD AL+ absolut Sinn und ergibt ein erschwingliches und ausgewogenes Paket, das insbesondere für (E-)Gravel-Neulinge interessant ist. Abgerundet wird das Ganze durch das souveräne und gutmütige Fahrverhalten gepaart mit einer entspannten Sitzposition. Mit dem zwischen eckigen Rohren versteckten Motor und einem ansprechenden Design erkennt man das ROSE BACKROAD AL+ erst auf den zweiten Blick als E-Bike. Die praktischen Ösen und Noppen machen es zudem vielseitig einsetzbar.
Weitere Informationen finden Sie unter rosebikes.com
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Wörter:Martin StaffaFotos:Martin Staffa
Anders, aber nicht neu. Das 2023 ROSE BACKROAD AL+ basiert offensichtlich auf dem beliebten Aluminium-Gravelbike der deutschen Marke, hat jedoch einige Änderungen erfahren. Der größte Unterschied ist der MAHLE X35 Nabenmotor. Aber was hat sich sonst noch geändert, wie fährt sich das Fahrrad und warum ist es so erschwinglich?ROSEROSEMotor40 NmBatterie250 WhSattelstütze27,2 mmBremsen180/160 mmAntriebsstrang1x11Stengel90 mmLenker420 mmRadsatzReifen700 x 44 °CKurbeln40 TKassette11–42TGröße53GewichtOberrohrSitzrohrSteuerrohrKopfwinkelSitzwinkelKettenstrebenBB DropRadstandStandshöheErreichenStapelTuning-Tipp: Der kleine, leichte und dennoch effektive MAHLE X35-Nabenmotor macht beim ROSE BACKROAD AL+ absolut Sinn und ergibt ein erschwingliches und ausgewogenes Paket, das insbesondere für (E-)Gravel-Neulinge interessant ist. Abgerundet wird das Ganze durch das souveräne und gutmütige Fahrverhalten gepaart mit einer entspannten Sitzposition. Mit dem zwischen eckigen Rohren versteckten Motor und einem ansprechenden Design erkennt man das ROSE BACKROAD AL+ erst auf den zweiten Blick als E-Bike. Die praktischen Ösen und Noppen machen es zudem vielseitig einsetzbar.Hat Ihnen dieser Artikel gefallen?Wörter:Fotos: